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Allgemeines.CALCUTTA. 31. Route. 239

Calcutta, die volkreichste Stadt und der bedeutendste Handels-
platz
Indiens, Hauptstadt der Provinz Bengalen und bis 1912 des
indischen Reichs, Sitz eines höchsten Gerichtshofs und vieler
Bildungsanstalten, liegt unter 22° 33 nördl. Breite, 88° 19 öst-
licher
Länge, ungefähr 140km vom Meere, aber nur 6m über
seinem Spiegel, am linken Ufer des Hûgli (Hooghly), des west-
lichsten
Mündungsarmes des Ganges, der bei Flut Seeschiffen bis
zu 8,5 m Tiefgang die Anfahrt gestattet. Die Stadt hat eine Aus-
dehnung
von 85qkm und steht mit 1222300 Einwohnern in Asien
nur hinter dem allerdings doppelt so volkreichen Tokio zurück.
Das eigentliche Calcutta, östl. von der Upper Circular Road, südl.
von der Lower Circular Road umgrenzt, zählt 890000 Einwohner.
Der Rest entfällt auf die umliegenden Vororte und auf die rechts-
ufrige
Schwesterstadt Howrah (179000 Einw.), zu der eine 450m
lange Schiffbrücke hinüberführt. Nur ein Drittel der Bewohner ist
in Calcutta geboren; zwei Drittel sind Einwanderer, vorwiegend
aus Bengalen, dann aus dem übrigen Indien und aus andern Teilen
Asiens; die Zahl der Männer übertrifft die der Frauen um die
Hälfte. Dem Religionsbekenntnis nach sind 65% Hindus, 29,4%
Mohammedaner, 4% Christen. Unter den 13000 Europäern ist das
nichtenglische Element mit kaum 1∕7 vertreten (Deutsche, wenig
Österreicher, Franzosen, Italiener, viele Griechen). Die Garnison
besteht aus einem Bataillon Infanterie, einer Batterie Artillerie,
einer Kompagnie des Submarine Mining Corps britischer Truppen
und einem Regiment Eingeborneninfanterie im Fort William, einem
Infanterieregiment und einer halben Schwadron eingeborner Trup-
pen
in Alípur (S. 244).

Der Name des Fischerdorfs Kalikâtâ, an dessen Stelle im Auf-
trag
der britisch-ostindischen Kompagnie Job Charnock 1696 eine
Niederlassung gründete und zu deren Schutz das Fort William an-
legte
, wird als Kultstätte der Göttin Kâlî gedeutet (vgl. S. 244).
Die günstige Lage an der obersten für Seeschiffe erreichbaren Stelle
des Flusses machte die Stadt bald zur Beherrscherin des Ganges-
handels
. Trotz der Anfeindungen der Nawâbs von Bengalen ent-
wickelte
sie sich so rasch, daß schon 1707 ihr Gebiet zur Präsident-
schaft
erhoben und 1752 die Bevölkerung auf 400000 geschätzt
wurde. Die Einnahme der Stadt und die Zerstörung des Forts
(S. 241) durch den Nawâb Siraj-ud-Daula im Sommer 1756 unter-
brach
den Aufschwung nur auf kurze Zeit. Schon im Januar 1757
eroberte Lord Clive die Stadt zurück und besiegte im Juni den
Nawâb endgültig (vgl. S. 250). 1773-81 wurde das heutige Fort
William
nach dem Vaubanschen Befestigungssystem erbaut und
durch Niederlegung der Eingebornendörfer ringsum sturmfrei ge-
macht
. Gleichzeitig wurde der Gouverneur von Bengalen Warren
Hastings
zum Generalgouverneur ernannt, dem die Gouverneure
von Bombay und Madras untergeordnet wurden.